Von der Zeit Maria Theresias bis zum Jahr 1957

Schon bei der Krönung Kaiser Franz I., dem Gemahl von Maria Theresia, zum Römisch-Deutschen Kaiser im Oktober 1745 in Frankfurt paradierte die „…eidgenössische Leibgarde Kompanie in Galakleidung mit liegender Fahne und klingendem Spiele.“, wie die Geschichtsschreibung berichtet. Ebenso hatte die im Jahr 1790 zur Krönung Kaiser Leopold II. antretende Trabantenleibgarde „… in Frankfurt mit wehender Fahne und klingendem Spiele, auch mit Hellebarden zu dienen.“
Sie trat damit in jener Adjustierung an, die sie bis zum Ende der Monarchie im November 1918 beibehalten sollte. Mit Ausrufung der Ersten Republik wurden sämtliche Garden des Kaiserreichs aufgelöst und die Fahne der k.u.k. Trabantenleibgarde wurde dem Monturendepot des Kunsthistorischen Museums übergeben. Als mit 1. März 1935 das Österreichische Gardebataillon errichtet wurde, erhielt es als Insignium zunächst am Juli 1935 die Fahne der früheren k.u.k. Leibgarde-Infanteriekompanie, die aber wenig später wegen ihrer „Unansehnlichkeit“ zurückgegeben werden musste.
Als Ersatz dafür übergab man aus dem Monturendepot des kunsthistorischen Museums am 7. September 1935 die Fahne der k.u.k. Trabantenleibgarde als Leihgabe.
Nach Auflösung des österreichischen Gardebataillons, die im April 1938 als unmittelbare Nachwirkung des Anschlusses an Hitler-Deutschland erfolgte, wurde diese Fahne vom Wachbataillon Wien dem Heeresmuseum zugeführt. Erst am 25. September 1947 sollte die Fahne wieder zurück an das Kunsthistorische Museum gelangen.

Die Fahnen der Garde seit 1957

Dem Gardebataillon der Zweiten Republik wurde in einem Festakt am 15. Mai 1957 in der Fasangarten-Kaserne (heute Maria-Theresien-Kaserne) wieder die Originalfahne der ehemaligen k.u.k. Trabantenleibgarde übergeben. Dieses unersetzliche – in Teilen aus
dem Jahr 1790 stammende – Original, geweiht am 21. August 1790, wurde aber bereits 1958 wegen seines historischen Wertes dem Monturendepot des Kunsthistorischen Museums zurückgereicht. Ersetzt wurde die Fahne durch eine handgestickte Kopie, die von der Kunst- und Paramentenstickerei Heinz in Wien angefertigt wurde.
Dieses Exemplar, das von 1958–1971 beim Gardebataillon in Verwendung stand, befindet sich heute im Heeresgeschichtlichen
Museum (Inv. Nr. 220 – 570). Infolge der langjährigen Beanspruchung,
die der Fahne in zahlreichen Ausrückungen bei jeder Witterung
widerfuhr, erwies sich bereits im März 1969 eine umfassende Restaurierung derselben als notwendig.
Aufgrund des langen Zeitraums, der für die Restaurierungsarbeit zu erwarten war, beantragte das Kommando des Gardebataillons beim Bundesministerium für Landesverteidigung eine neue Fahne, „… sodass dann wechselweise eine Fahne in Verwendung stünde, während die andere nach größeren Zeitabständen zur Ausbesserung dem Museum übergeben werden könnte …“ (HGM, Zl. 415 – HGM/69).
Am 14. ovember 1969 teilte das Heeresgeschichtliche Museum mit,
„… dass … die Auftragserteilung zur Anfertigung einer Kopie der Fahne der k.u.k. Trabantenleibgarde für das Gardebataillon
abgesendet wurde.“ (Zl.1845 – HGM/69).
Hergestellt in sogenannter „Nadelmalerei“ (Seidenstickerei) von den Dominikanerinnen in Nestelbach bei Graz, fand die Übergabe der Fahnen-Kopie am 18. Jänner 1971 statt. Heute hängt diese wunderschöne Fahne im Traditionsraum am Kommando der Garde.
Aber auch an dieser Kopie nagte bald der Zahn der Zeit.
Im Rahmen eines Festaktes am Heldenplatz, der am 18. Oktober 1979 anlässlich der Gründung der Partnerschaft zwischen der „Vereinigung österreichischer Industrieller“ und dem Gardebataillon stattfand, wurde die „erneuerte“ Traditionsfahne – mittlerweile die dritte Kopie – von Oberstleutnant Erwin Klugmayer für den Truppenkörper übernommen. Durchgeführt wurden die Arbeiten für diese Fahne in Maschinenstickerei von der Firma Fahnen-Gärtner in Mittersill.

Doch musste bereits im Juni 1985 eine Restaurierung dieser dritten Fahne-Kopie beantragt werden, „… um durch eine rechtzeitige Reparatur deren Haltbarkeit zu verlängern.“. Die Schäden waren aber durch den strapaziösen Einsatz bereits beträchtlich und weit fortgeschritten. „Das Heeresgeschichtliche Museum empfiehlt daher
dem Bataillonskommando, einen Antrag auf Neuanfertigung zu stellen,
da die bisher in Verwendung stehende Fahne auf längere Zeit nicht mehr dem oftmaligen Gebrauch bei Ausrückungen wird standhalten können, ohne äußerst unansehnlich zu werden.“, wie der Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums, Hofrat Dr. Kaindl, am 5. August 1985 antwortete.

In der Folge wurden seitens des Gardebataillons österreichweit sieben
Firmen angeschrieben, um die Fertigung einer gänzlich neuen Kopie in
die Wege zu leiten. Am 16. Mai 1987 konnte schließlich, in einem Festakt
nach der Weihe, eine neue „alte“ Fahne von Gardekommandant Oberstleutnant Udo Liwa für den Verband übernommen werden. Die Fahne war von der Vereinigung österreichischer Industrieller (VÖI, heute: Industriellenvereinigung) gestiftet worden. Schauplatz dieser würdigen Feier, die im Beisein des damaligen Bundespräsidenten
Dr. Kurt Waldheim stattfand, war der Platz vor dem Heeresgeschichtlichen Museum. Diese vierte Kopie dient genauso als
Ersatz für die frühere, handgestickte Fahne der Dominikanerinnen und
wurde ebenfalls von der Firma Fahnen Gärtner in Mittersill maschinengestickt angefertigt.

Seit damals folgen die Soldaten der Garde bei jeder Ehrengestellung dieser Fahne. Die Fahne, wenn auch „nur“ als Kopie des einstigen Originals, zeigt noch immer einen eindrucksvollen Rückblick auf die seit vielen Jahrhunderten bestehende Geschichte Österreichs.

Zwischenzeitlich – von 1969 bis nach der Mitte der 1970er Jahre war beim Gardebatallion als Ersatz die Fahne der Gendarmerieschule Oberösterreich in Verwendung, wie zahlreiche Bilder aus dieser Zeit belegen. Eine weitere „Fremdfahne“ stand von 1978-1979
in Gebrauch. Immer wieder mussten die Garde-Fahnen „erneuert“ und Restaurierungsarbeiten unterzogen werden.
Diese Arbeiten wurden seit dem Jahr 1975 von Frau Fachoberinspektor Brigitte Bittner aus der Fahnenabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums durchgeführt. Sie hat dabei in jede Fahne – gleichsam als „genetischen Fingerabdruck“ – in die Bordüre eine Haarsträhne von sich eingenäht, ebenso wie eine kurz gefasste „Geschichte“ der Fahne, die sich hinter dem Wappen befindet.

Aversseite – Vorderseite – in Marschrichtung rechts
Reversseite – Rückseite – in Marschrichtung links getragen